Wie die coronabedingte Isolation mich mehr Wertschätzung lehrte

Am 2.2.2022 hatte ich Positives zu verkünden. Denn an diesem griffigen Datum schlug mein Coronatest an. Genau mein Humor, Omikron! Andere heiraten exakt an diesem Tag, um gemeinsam durch das Leben zu gehen, und mich isoliert ein Virus von der Außenwelt…

Heute möchte ich gerne mit Dir teilen, wie mich die coronabedingte Isolation Wertschätzung lehrte. Denn ich bin davon überzeugt, dass wir Viele sind, die ähnlich empfinden, und das schafft kollektive Verbundenheit.

Selbsttest positiv! PCR-Test positiv: „So, jetzt hatte es mich also erwischt!“ Nach einem Moment des Schocks begab ich mich in die sogenannte „Absonderung“. Und glaube mir, nicht nur das Wort klingt furchtbar. Die Isolation von der Außenwelt und besonders die räumliche Trennung von meiner Familie, von den geliebten Menschen, machte mir stark zu schaffen. Da war ich nun, alleine in unserem Schlafzimmer. Kein persönlicher Kontakt, keine Umarmung und erstmal ein Leben auf 20 Quadratmetern – zumindest für voraussichtlich 240 Stunden. Ich war isoliert, musste mich versorgen lassen und hatte keine Kontrolle. Nach einer Nacht, in der ich miserabel geschlafen hatte, ging es mir morgens emotional sehr schlecht. Sorgen, Ängste, Reue und Vorwürfe. Warum ich? Die Gefühle mussten raus. Nach diesem Tiefpunkt war plötzlich Raum für Neues und ich begann wieder klarer zu sehen. Nachfolgend habe ich Dir meine persönlichen Erkenntnisse nach zehn Tagen räumlicher Isolation zusammengestellt.

Meine Learnings

#Warum ich nicht?
Jeder kann sich anstecken! Raus aus dem Opfermodus und rein in eine konstruktive Rolle.

#No fight!
Ein Kämpfen gegen etwas hat uns Menschen noch nie weitergebracht. Bevor es in die Veränderung geht, muss man die Situation annehmen.

#Du kannst nicht alles kontrollieren!
Außer Deine Gedanken. Das ist o.k. und das hat auch was mit Vertrauen zu tun, einem der wichtigsten Prinzipien von zeitgemäßer Führung.

#Beeinflusse das, was Du beeinflussen kannst!
Und zwar Deine Gedanken, Deine Haltung, Deine Einstellung. Frage Dich: „Was kann ich beeinflussen?“

#Mach mal langsam!
Gutes und Konstruktives kann nicht entstehen, wenn Du in Dauerschleife Vollgas gibst.

#Lebe im Hier und Jetzt!
Lass die Planungen des Tages, das Effizienzgetriebene, das Hinterherrennen für die Ziele auch mal gut sein und kümmere Dich um Dein Team. Was braucht es gerade? Sei als Führungskraft bei Gesprächen mit Deinen Mitarbeitenden sowohl physisch als auch mental präsent.

#You go first!
Sei Vorbild für andere, auch wie Du mit schwierigen Situationen umgehst. Wir haben diese alle hin und wieder und können voneinander lernen.

#Die Welt dreht sich auch ohne mich weiter!
Aber sie braucht Dich auch. Also sorge gut für Dich. Es gibt Menschen, Dein Team, Deine Familie, die brauchen Dich.

#Besondere Situationen als Lehrmeister!
Die coronabedingte Isolation war – wie vieles im Leben – meine Lehrerin. Du musst das aber sehen wollen.

#Dankbar sein!
Manchmal braucht Wertschätzung Mangel. Eine krankheitsbedingte Einschränkung ist ein verdammt guter Wertschätzungs-Bewusstmacher.

Auf den Businesskontext übertragen vertrete ich die Meinung, dass Wertschätzungskampagnen in Unternehmen nur bedingt etwas bewirken (können). Denn Wertschätzung beginnt immer bei einem selbst. Der Dalai Lama wurde einst gefragt, wieso er so glücklich sein und den Menschen so viel Wertschätzung entgegenbringen kann, trotz des ganzen Leids, das er erfahren hat. Darauf antwortete er sinngemäß, „um etwas wertschätzen zu können, muss man es verlieren“. Ich muss mir im Klaren sein, für was ich dankbar bin und was mir fehlen würde, wenn es nicht mehr da wäre. In Unternehmen wird es eine Daueraufgabe sein, an dieser Haltung zu arbeiten. Denn niemand soll seinen Mitarbeitenden Kaffeemaschine, Obst oder andere Annehmlichkeiten wegnehmen, damit sie diese danach (wieder) wertschätzen können. Wir sollten den Fokus auf das legen, was da ist, und nicht auf den Mangel. Diese Haltung heißt es bewusst zu lernen. Dafür braucht es ein Innehalten oder eine geführte Reflexion. Hier bietet es sich an, wenn Du in regelmäßigen Meetings Reflexionsfragen einbaust. Beispielsweise könntest Du immer montags in einem sogenannten „Weekly“ die positiven Erfahrungen der Woche mit Deinem Team reflektieren. Impulse findest Du dazu auch in verschiedenen Beiträgen in meinem Blog

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