5 Fragen an drei Vertreterinnen der Generation Z

(v.l.n.r.) Rafaela Kaltenbach, Emilie Guerne und Katharina Kölsch

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1. Der Generation Z eilt der Ruf voraus, viel zu fordern, aber wenig zu leisten. Wie seht ihr das?

Katharina Kölsch: Es gibt sicherlich einen Teil unserer Generation, der im Wohlstand aufgewachsen ist und der genau diesen Wohlstand fordert, ohne etwas leisten zu wollen. Doch gleichzeitig gibt es zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Generation Z, die Ziele mit Engagement und Ehrgeiz erreichen wollen. Auch vorangegangene Generationen hatten mit Vorurteilen zu kämpfen, die ihnen von Älteren entgegengebracht wurden. Abgesehen von einem Generationenkonflikt spielen auch wirtschaftliche und soziale Aspekte eine Rolle. Generell achtet die Generation Z immer mehr auf Umwelt- und Klimaschutz, d. h. wir gehen verantwortungsvoller mit Ressourcen um. Auch die Digitalisierung spielt in meiner Generation eine große Rolle.

Rafaela Kaltenbach: Generell sollte man nicht verallgemeinern, dass die ganze Generation so denkt. Zum Thema „viel fordern und wenig leisten“ sind wir der Meinung, dass die Generation Z anders motiviert werden muss als frühere Generationen. Die Generation Z leistet auch gerne viel, aber sie hat ganz andere Wertevorstellungen, weshalb die Motivation auch anders erfolgen muss. Das heißt, wenn die Generation Z „falsch“ motiviert wird, ist sie möglicherweise nicht ganz so leistungsbereit.

Emilie Guerne: Hinzu kommt, dass die Generation Z unter anderen Vorzeichen großgeworden ist. Durch die Technologie und Vernetztheit ist das Kommunikationstempo enorm. Man ist immer vernetzt und es gibt immer und überall das nächste Angebot. Das gilt auch für den Arbeitnehmermarkt. Der Generation Z wird auch nachgesagt, dass sie unverbindlicher seien. Das basiert sicherlich auf dem großen Angebot, das ihnen von klein auf zur Verfügung steht. Sie sind die erste Generation, die mit dem Internet großgeworden ist. So sind sie es gewohnt, dass sie ständig Produkte miteinander vergleichen können, bevor sie sich für eins entscheiden. Das sind Umstände, die sicherlich auch dazu führen, dass sich die Generation Z so stark von den anderen Generationen unterscheidet.
Darüber hinaus bin ich auch der Auffassung, dass die Generation Z eine sehr vielfältige Gruppe ist, die sich nicht über einen Kamm scheren lässt. Wie Rafaela schon sagte, spielen die Motivationsgründe und die Sinnhaftigkeit einer Tätigkeit eine große Rolle.

Rafaela Kaltenbach: Die jüngere Generation hat gelernt, dass der Arbeitnehmermarkt so funktioniert, dass man als Arbeitnehmender mehr fordern kann. Ältere Generationen hingegen wurden ganz anders geprägt. Sie sind schon viele Jahre auf dem Arbeitnehmermarkt und haben erfahren, dass sie eher um Arbeit kämpfen mussten als fordern zu können. Heute sind es die Arbeitgebenden, die um Mitarbeitende kämpfen müssen.

2. Welche Aspekte sind Euch bei der Wahl eines Arbeitgebers besonders wichtig?

Emilie Guerne: An erster Stelle stehen die Unternehmenswerte und die Unternehmenskultur. Generell ist es der Generation Z wichtig, sich mit dem Arbeitgebenden identifizieren zu können, mit den Werten und der Kultur, die dort gelebt werden. Früher haben sich Bewerberinnen und Bewerber gefragt „Was muss ich tun, um bei dem Unternehmen arbeiten zu können“, „Wie passe ich da rein?“, „Wird meine Bewerbung akzeptiert?“. Heutzutage schaut die Generation Z auf dem Arbeitnehmermarkt unter dem Aspekt „Wo muss ich mich nicht verändern, kann mich einbringen und habe Spaß bei der Arbeit? „Wo kann ich mich mit meinen Qualifikationen so einbringen, dass ich einen Teil dazu beitrage, dass sich das Unternehmen weiterentwickelt?“ Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Auch das Miteinander im Unternehmen und das Teamgefüge gewinnen immer mehr an Bedeutung bei der Wahl eines Arbeitgebenden. Wenn ich hier aus meinen Erfahrungen aus dem Personalmarketing sprechen darf, gibt es einen erkennbaren Trend, dass das Marketing immer mehr auf das Teamgefüge und das Miteinander abzielt und nicht mehr so sehr auf das Individuum an sich. Man rückt das Team in den Fokus, da das ein Thema ist, dass bei der Generation Z sehr wichtig ist. Jeder von uns kennt das: Wenn jemand erzählt, dass er sich in seinem Team nicht wohl fühlt, dann schwingt da immer mit „Ich gehe zur Arbeit, weil ich arbeiten gehen muss und nicht, weil es mir besonders viel Spaß macht“. Ich glaube auch, dass ein Arbeitnehmender mehr leisten kann, wenn er sich in seinem Umfeld wohlfühlt. Daher sind meines Erachtens das Teamgefüge und das Miteinander im Unternehmen zwei immer wichtiger werdende Aspekte, bei der Auswahl eines Arbeitgebenden.

Rafaela Kaltenbach: Ich kann mich Emilie anschließen. Wichtig bei der Arbeitgeberwahl sind mir die Identifikation mit den Arbeitgeberwerten und die Kultur.

Emilie Guerne: Nicht zu vergessen ist auch das Thema Work-Life-Balance das man im Zusammenhang mit der Generation Z oft hört. Das Privatleben, das durch Krisen wie Corona und auch anderes wichtiger geworden ist, sollte sich gut mit der Arbeit vereinbaren lassen. Wenn die Unternehmenskultur Wünsche nach der Vereinbarkeit von Job und Privatleben direkt abschmettert, fühlt man sich nicht unbedingt wohl im Unternehmen. Ich bin der Auffassung, dass der Generation Z nicht nur die Unternehmenswerte, die Kultur und das Miteinander wichtig sind, sondern ebenso ihre Aufgaben. Was sind meine Aufgaben? Habe ich eine monotone Arbeit? Darf ich mich aktiv einbringen? Ist meine Arbeit sinnstiftend? All das sind Themen, die die Generation Z bei der Auswahl des Arbeitgebenden beschäftigen. Hierbei sind Rahmenbedingungen wie Urlaub, Gleitzeit, Home-Office und Gehalt nicht weniger bedeutend, diese stehen meines Erachtens lediglich nicht mehr an erster Stelle, sondern wurden in den letzten Jahren von Sinnhaftigkeit und Werten abgelöst.

3. Was sind Eure konkreten Erwartungen an eine Führungskraft?

Rafaela Kaltenbach: Zum einen würde ich sagen, dass die Führungskraft auf jede und jeden Mitarbeitenden individuell eingehen kann. Der Generation Z ist die Individualität sehr wichtig. Die Führungskraft sollte sehen, wo die individuellen Stärken und Schwächen jedes Mitarbeitenden liegen und wissen, wo man ihn fördern, und wo fordern sollte.
Zusätzlich wird das Thema Wertschätzung wichtiger. Wir möchten nicht nur 8 Stunden am Arbeitsplatz sein und Dinge abarbeiten. Wir möchten, dass gesehen wird, was wir leisten. Daher ist es meines Erachtens besonders wichtig, dass eine Führungskraft die Fähigkeit mitbringt, jeden Mitarbeitenden individuell führen und leiten zu können.

Emilie Guerne: Eine weitere konkrete Herausforderung für künftige Führungskräfte ist aus meiner Sicht auch das Thema „richtig führen“. Denn es gibt einen Unterschied zwischen Führen und Leiten. Eine gute Führungskraft sollte die Motivationsgründe seiner Mitarbeitenden erkennen und verstehen, um so jeden Mitarbeitenden so zu motivieren und fördern, dass er zum Unternehmenserfolg beiträgt. Seitens der Generation Z wird immer mehr gefordert, den Mitarbeitenden mehr freie Hand zu lassen. Dies bedeutet, dass man mehr Verantwortung übergibt, dass Mitarbeitende ihre Verantwortungsbereiche haben. Es gehört ebenfalls dazu, dass man die Mitarbeitenden in einem Team so motiviert, dass sie gemeinsam mit der Führungskraft ans Ziel kommen. Immer weniger Mitarbeitende der Generation Z möchten lediglich noch angeleitet werden, eine gewisse Aufgabe zu erfüllen. Natürlich ist das bei manchen Tätigkeiten erforderlich. Aber ich glaube schon, dass Selbstständigkeit eine Forderung ist, die die Generation Z an ihre Führungskräfte stellt. Genauso wie das Thema Kommunikation und Transparenz, das in Bezug auf erfolgreiche Führung sehr wichtig ist.

Katharina Kölsch: Man sollte zusammen lachen und Spaß haben können. Als Führungskraft erzähle ich auch mal von eigenen Fehlern, wenn ich merke, dass es einem Auszubildenden nicht gut geht, weil er einen Fehler gemacht hat. So weiß man, dass auch die Führungskraft Fehler macht und dass das vermeintlich Perfekte einer Führungskraft nicht im Vordergrund steht.

Emilie Guerne: Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe, mit der man gemeinsam Ziele erreicht, ist wichtig. Kein Anleiten von oben nach unten, sondern eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, bei der man gemeinsam Ziele erreicht.

4. Welche (neuen) Anforderungen an Führung ergeben sich daraus?

Rafaela Kaltenbach: Als Führungskraft sollte man in der Lage sein, sich auf jede Art von Mitarbeitenden einzulassen. Man sollte den Führungsstil an jeden Mitarbeitenden entsprechend anpassen können. Denn jeder Mitarbeitende braucht eine andere Ansprache, um motiviert arbeiten zu können. Die Führungskraft muss in der Lage sein, das zu erkennen, um dann die richtigen Mittel zu wählen. Was auch immer wichtiger wird, ist das Thema Kommunikation und Transparenz. Da die Sinnhaftigkeit für die Generation Z immer bedeutender wird, sollte die Führungskraft vermitteln können, warum manche Entscheidungen getroffen werden oder warum manche Aufgaben auf eine bestimmte Art und Weise erfüllt werden oder warum gewisse Ziele erreicht werden sollen. Da ist es wichtig, dass die Führungskraft auf Augenhöhe kommunizieren kann und transparent arbeitet.

Emilie Guerne: Ich denke auch, dass in der Zukunft eine sehr wertebasierende Führung erforderlich sein wird. Man sagt ja auch, dass man eine gute Führungskraft daran erkennt, dass sie ihre Mitarbeitenden gut ausbildet und weiterentwickelt, sodass qualifizierte Mitarbeitende nachkommen. Das ist etwas, was früher bei Führungskräften eher unüblich war. Diese Generationen waren so geprägt, dass sie auf das Verhalten mit Reaktionen wie „Oh, Du erzählst Mitarbeitenden Deine Fehler, Du zeigst Schwäche, Du zeigst Deine Persönlichkeit. Du bist nicht unersetzlich.“ Dieses Verhalten hat sich in der Vergangenheit verändert und wird mittlerweile auch in anderen Generationen praktiziert.

Katharina Kölsch: Auch sollte die Führungskraft Geduld im Miteinander mit den Mitarbeitenden mitbringen und Verständnis für längere Entscheidungsprozesse zeigen.

Emilie Guerne: Eine weitere Anforderung ist sicherlich auch der Wandel auf die Sicht Führungskraft. Wenn beispielsweise eine Führungskraft mit ihren Mitarbeitenden in der Kaffeeküche spricht, kennt jeder von uns die Angst vor der Sichtweise „Ah, der schafft gar nichts“. Führung wird dabei nicht direkt als eine Aufgabe gesehen. Das hat sich verändert. Denn Führung braucht Zeit. Man muss auf die einzelnen Mitarbeitenden individuell eingehen. Jeder braucht eine andere Kommunikation. Manche brauchen viel Kontext, manche brauchen wenig. Auch die Art und Weise, zu motivieren, differiert von Mitarbeitenden zu Mitarbeitenden. Hier braucht es ein Umdenken bei der Generation, die jetzt gerade in der Führung ist.

Rafaela Kaltenbach: Ich bin davon überzeugt, dass die soziale Kompetenz bei Führungskräften immer wichtiger wird. Klar muss die Führungskraft Ahnung haben von dem Thema. Sie muss aber nicht mehr so sehr Experte sein wie früher. Mittlerweile ist es wichtiger, die soziale Kompetenz auszubauen. Dann hat man vielleicht den fachlichen Experten im Team.

Emilie Guerne: Hinzu kommt, dass die Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt immer weiter voranschreitet. Ein Großteil der Data Engineers in Indien werden in den kommenden Jahren wegbrechen, weil die Künstliche Intelligenz bis zu einem gewissen Level das Fachwissen ersetzen kann. Gerade unter diesem Aspekt wird Führung mit sozialer Kompetenz zukünftig wichtiger, da dies keine Künstliche Intelligenz ersetzen kann.

5. Was motiviert Euch, produktiv zu sein?

Katharina Kölsch: Da ich selbst aus der Generation Z komme, kann ich die Mitarbeitenden mit ihren Bedürfnissen, Wünschen und Werten sehr gut verstehen. Ich weiß, wie ich mich auf die einzelnen Mitarbeitenden einlasse, wie ich sie wertschätze.

Rafaela Kaltenbach: Mich motiviert die Identifikation mit meinen Aufgaben und die Sinnhaftigkeit. Für mich ist es wichtig, dass meine Produktivität zählt. Wenn ich abends nach Hause gehe, freut es mich, zu wissen, dass meine Arbeit im Unternehmen auch wertgeschätzt wird. Ich mag es, zu wissen, dass ich gebraucht werde. Wenn ich gute Arbeit mache, sieht das mein Vorgesetzter. Das motiviert mich, dann noch produktiver zu sein.

Emilie Guerne: Sinnhaftigkeit und Identifikation, aber auch meinen Beitrag im Gesamtkonzept motivieren mich. Betrachten wir dies vor dem Hintergrund unseres einzigartigen Arbeitgebers ist es noch mal etwas ganz Anderes. Wir arbeiten für ein sehr emotionales Produkt. Wir dürfen jeden Tag dazu beitragen, dass Tausende von Menschen durch ihren Besuch im Europa-Park Erlebnis-Resort glücklich sind. Ich persönlich finde es immer wahnsinnig schön, wenn ich in der Mittagspause durch den Park laufe und sehe, dass so viele Besucher glücklich sind und einen unvergesslichen Tag erleben, weil ich auch einen Teil dazu beigetragen habe, diese Dienstleistungen zu erbringen. Mich motivieren außerdem die neuen Herausforderungen, die jeden Tag auf mich warten. In meiner Position habe ich aktuell die Herausforderung, eine neue Abteilung aufzubauen. Ich darf hierbei in Zusammenarbeit mit unserer Direktion Strukturen und Prozesse erarbeiten und mich dabei auch persönlich weiterentwickeln. Denn nicht zuletzt sind es die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten sowie ein gutes, unterstützendes und teamorientiertes Arbeitsumfeld zu haben, die mich tagtäglich motivieren produktiv zu sein.

Über Emilie Guerne, Katharina Kölsch und Rafaela Kaltenbach

Die drei jungen Führungskräfte sind Vertreterinnen der Generation Z und arbeiten in unterschiedlichen Bereichen im Europa-Park Erlebnis-Resort. Emilie und Rafaela sind Führungskräfte in der HR-Abteilung und Katharina arbeitet als Schichtleiterin in der Hotellerie.

Im Herzen Europas, zwischen Schwarzwald und Vogesen, liegt einer der schönsten Freizeitparks der Welt. Über 5 Millionen Besucher aller Nationen kommen jede Saison, um sich von über 100 Attraktionen und Shows begeistern und der detailverliebten Thematisierung verzaubern zu lassen – ganz nach dem Motto „Zeit.Gemeinsam.Erleben.“