Die Zeit danach oder System RESET

Auch wenn uns die Vorstellung im Moment vielleicht schwerfällt, aber es wird eine Zeit geben, die wir „nach Corona“ nennen werden. Der Zukunftsforscher Matthias Horx beschreibt in seinem Beitrag „Die Corona-Rückwärts-Prognose: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise „vorbei” ist“ ein mögliches Szenario einer Welt nach Corona. Es sind Bilder, die Mut und Hoffnung machen. Es ist eine neue Welt des Zusammenlebens, des Zusammenarbeitens und der Menschenführung. Ich glaube, dass wir uns hierauf schon vorbereiten dürfen, weil die (Arbeits-)welt eben nicht mehr so sein wird wie bisher.
Es gibt viele Belege dafür, dass es nach jeder Krise einen Aufschwung gibt. Das war so nach dem zweiten Weltkrieg oder nach der Finanzkrise 2008/2009, an die sich sicher die meisten erinnern, da sie sie hautnah miterlebt haben. Danach gab es einen wirtschaftlichen Aufschwung, der fast 10 Jahre andauerte und die Unternehmen in Bezug auf ihre Ressourcen, Innovationskraft, Mitarbeiterbindung, Fachkräftegewinnung und Gesundheitsthemen wie Burn-Out an ihre Grenzen brachte. In der damaligen Zeit des Zusammenbruchs der Finanzsysteme, der Kurzarbeit und Firmeninsolvenzen hat keiner daran geglaubt, dass es einen dermaßen steilen und lang andauernden Konjunkturaufschwung geben könnte. Aber es kam so….

Machen wir gemeinsam eine Gedankenreise in die Zukunft und fragen uns „was, wenn“:

  • Meetings künftig effizienter laufen, weil wir gelernt haben, mit weniger klar zu kommen?
  • Geschäftsreisen weniger werden, weil es doch nicht immer den Präsenztermin braucht und wir dadurch Umwelt und Ressourcen schonen?
  • Menschen sensibler sind in der Hygiene und im Verhalten bei Erkältungen und das zu weniger Krankheit führt?
  • übermotivierte Führungskräfte einfach zu Hause bleiben, wenn sie krank sind?
  • aus höher, schneller, weiter ein tiefer, wertschätzender und reflektierter wird?
  • Wertschätzung größer wird, weil wir uns durch die Ausgangsbeschränkungen rückbesonnen haben, auf was es ankommt? Die Wertschätzung sozialer Kontakte und eines Arbeitgebers, der für uns da ist
  • die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden zunimmt und wir uns mehr auf unsere Führungsaufgaben konzentrieren können?
  • notwendige Veränderungen bei den Mitarbeitenden auf offenere Ohren stoßen, weil wir gelernt haben, mit nicht planbaren Situationen flexibel umzugehen?
  • es weniger Konflikte gibt, weil wir gelernt haben, wieder hinzuhören und Emotionen wahrzunehmen?
  • das unser „Neues normal“ ist?

Diese Szenarien sind wahrscheinlich. Und genau hierauf sollten wir uns als Führungskräfte vorbereiten. Die große Gefahr ist, dass wir nach der Krise genauso weiter machen wie bisher oder, dass alte Verhaltensmuster langsam wieder die Oberhand gewinnen. Dann würden wir bei vielen Mitarbeitenden die persönlich gemachte Entwicklung im Keim ersticken.
Darüber hinaus wissen wir nicht, wie lange diese Krise dauern wird. Eins zeichnet sich in meinen Gesprächen mit Unternehmer*innen jedoch deutlich ab. Gerade der Mittelstand wird versuchen, in der verbleibenden Zeit des Jahres das Maximum aus den Mitarbeitenden herauszuholen. Aufträge werden verzögert kommen. Die wirtschaftlichen Verluste werden in vielen Branchen zu groß sein, um es gemütlich angehen zu können. Es wird also zu einer erhöhten Arbeitsbelastung und mehr Stress führen. Die Phase der Akklimatisierung wird kurz sein. Darauf müssen wir Führungskräfte uns und unsere Mitarbeiter vorbereiten. Aber wie?

  1. Suchen Sie bewusst die aktive Kommunikation zu Ihren Mitarbeitenden und warten Sie nicht bis sich einer meldet.
  2. Reflektieren Sie die aktuelle betriebliche Situation, das Geschehen in der Wirtschaft und vor allem den emotionalen Zustand des Einzelnen
  3. Formulieren Sie eine neue Vision für Ihren Bereich. Dies schafft Perspektive und Orientierung und darüber hinaus nimmt die psychologische Sicherheit zu.
  4. Definieren Sie neue Ziele. Trauen Sie sich, alte Ziele über Bord zu werfen und mit den Mitarbeitenden neue festzulegen. Achten Sie darauf, dass es nicht nur quantitative Ziele sind, die auf Kennzahlen aufgebaut sind, sondern formulieren Sie auch Ziele für das ganze Team und für die einzelnen Mitarbeitenden. Maximal drei pro Bereich und maximal für sechs Monate.
  5. Fragen Sie sich: was ist das Erste was ich mit meinem Team machen werde, wenn wir wieder normal arbeiten