5 Fragen an René Borbonus

René Borbonus ist ein gefragter Referent und ein ausgewiesener Spezialist für berufliche Kommunikation, Präsentation und Rhetorik.  Seine beiden Bücher „Klarheit – Der Schlüssel zur besseren Kommunikation“ und „Respekt! Wie Sie Ansehen bei Freund und Feind gewinnen“ haben mir viele wertvolle Denkanstöße gegeben.

Mit René Borbonus habe ich über den Zwiespalt gesprochen, dass wir uns alle nach mehr Respekt sehnen, gleichzeitig aber in einer Welt leben, die von Respektlosigkeit geprägt ist. Respekt ist ein zentraler Wert, der Mitarbeitende motivierter arbeiten und ihre emotionale Bindung zum Arbeitsplatz steigern lässt. Wie können wir Respekt in Kommunikation und Verhalten umsetzen? Eine wichtige Erkenntnis nach unserem Gespräch war für mich, dass Respektlosigkeit im Miteinander nicht absichtlich oder gar aus Böswilligkeit geschieht, sondern meist aus Versehen. Hier gilt es unsere Haltung gegenüber unserem Gesprächspartner kritisch zu überprüfen. Aber lesen Sie selbst.

1. Warum trifft das Thema Respekt insbesondere in der Arbeitswelt den Nerv?

Ich glaube, es sind im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen vermissen viele Menschen Respekt am Arbeitsplatz. Jeder sehnt sich danach. Der Respekt ist einfach ein Grundbedürfnis in der Kommunikation. Zum anderen gibt es eine interessante Kluft zwischen Theorie und Praxis: Respekt steht in Firmenleitbildern und wird überall gefordert. Aber kaum einer weiß, wie er diese Forderung konkret umsetzen soll. Ich glaube, dieses Vakuum bringt die Menschen in meine Vorträge und Seminare: Den Wunsch nach der Haltung haben viele. Aber wie setze ich sie im Verhalten um? Was bedeutet Respekt für mein Unternehmen? Wie kann ich ihn in die Kommunikation bringen?

2. Warum verhalten sich Menschen respektlos?

Zunächst einmal sind wir in den meisten Fällen nicht absichtlich respektlos, sondern aus Versehen. Im Alltag gibt es zwei Herausforderungen, die besonders oft zu Respektlosigkeiten führen. An beiden können wir arbeiten. Erstens: gelassen bleiben, wenn wir mit Respektlosigkeiten konfrontiert werden. Man muss sich nicht über alles aufregen, was dazu geeignet ist. Zweitens: Wir können zwischen Haltung und Technik differenzieren. Man kann zum Beispiel Respektlosigkeiten auch ansprechen, ohne dabei gleich verbrannte Erde zu hinterlassen. Wenn ich damit anfange, Respekt in die Kommunikation zu bringen, werde ich ihn in den meisten Fällen auch zurückbekommen, denn Menschen spiegeln einander.

3. Ist Respektlosigkeit ein Merkmal der modernen Arbeitswelt?

In Umfragen, was die Menschen am Arbeitsplatz vermissen, tauchen extrem oft Schlagworte auf wie Wertschätzung, Anerkennung, Respekt. Und zwar immer sehr weit oben, wenn nicht sogar ganz oben. Woran liegt das? In der Arbeitswelt sind wir oftmals unabsichtlich respektlos. Meines Erachtens verletzen Führungskräfte ihre Mitarbeitenden nicht böswillig und absichtlich, sondern es geschieht in den meisten Fällen versehentlich.

4. Wie gewinnt man im Berufsalltag Ansehen und Anerkennung?

Der Arbeitsalltag ist schnell und stressig. Wo viele Menschen und viele Projekte sich kreuzen, passiert natürlich auch sehr viel. Da findet Kommunikation oft zwischen Tür und Angel statt. Je schneller Kommunikation ist, desto leichter schleichen sich Respektlosigkeiten ein. Da hilft es Achtsamkeit zu entwickeln: bewusst über die eigene Kommunikation nachzudenken und auch übers Reden zu reden. Das sensibilisiert uns dafür, dass wir manchmal unabsichtlich respektlos sind. Respektvolle Kommunikation ist ein Geben und Nehmen: Wer Respekt in die Welt bringt, bekommt ihn auch zurück. Das ist meine feste Überzeugung. Es gibt zwei Arten des Respekts: Den sogenannten vertikalen Respekt können wir uns durch eine Leistung verdienen. Mich beschäftigt stärker der horizontale Respekt. Er setzt voraus, dass wir alle Menschen grundsätzlich als gleichwertig betrachten.

5. Welche Vorteile hat eine Kultur des Respekts im Unternehmen?

Wenn Respekt im Unternehmen ein zentraler Wert ist, arbeiten Menschen motivierter. Die emotionale Bindung steigt und damit auch die Mitarbeiterzufriedenheit. Und das sind ja keine leeren Worte. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der Output stimmt. Außerdem sorgt respektvolle Kommunikation nachweislich dafür, dass Menschen gesünder sind. Es ist ja so: Mitarbeiter können nach außen nur das zeigen, was von innen genährt und gefördert wird. Von ihnen wird ganz selbstverständlich verlangt, dass sie den Kunden respektvoll gegenübertreten. Das kann aber nur gelingen, wenn sie auch selbst respektiert werden. Wenn das Unternehmen von Respekt durchdrungen ist, dann wirkt sich das auch auf die Ergebnisse aus. Respekt macht Unternehmen nachweislich produktiver, weil er Menschen produktiver macht.