Erst neulich habe ich im Führungstraining eine Übung gemacht, die die eigene Reflexion ankurbeln soll. Unter anderem arbeite ich gerne mit der Frage: „Welche Erwartungen haben Sie an Ihre Mitarbeiter?“. Die Liste ist in der Regel groß und die Führungskräfte lassen ihrer Kreativität freien Lauf. Und darauf stelle ich dann eine weitere wichtige Frage: „Wie kommunizieren Sie Ihre Erwartungen an den Mitarbeiter (oder den Vorgesetzen?)“. Spannend war die daraufhin entbrannte Diskussion, die ich übrigens häufig mit Führungskräften führe.
Ich erhielt Aussagen wie: „Die Erwartungen sind doch selbstverständlich, darüber haben wir im Jahresgespräch letztes Jahr gesprochen“ oder „das wissen die“. „Woher?“ lautet meine knappe Antwort.
Woher soll der Mitarbeiter wissen, was Sie als Führungskraft von ihm erwarten? Die einzige Ausnahme ist, wenn ein Mitarbeiter die Fähigkeit des Gedankenlesens beherrscht…
In einer gut funktionierenden Partnerschaft teilen wir uns die Erwartungen doch auch mit. Sie sind mit ein wichtiger Baustein für eine gelungene Beziehung. Und da auch Sie zum Mitarbeiter eine Beziehung haben, sollten wir genau hier ansetzen. Viele Mitarbeiter erzählen mir genau das Gegenteil. Nämlich, dass sie die Erwartungen ihrer Führungskräfte nicht kennen und nicht genau wissen wo die Reise hingeht.
Erwartungen entstehen aus der Vision, dem Leitbild, der Kultur, den Werten einer Organisation und den Aufgaben im Tagesgeschäft. Diese an den Mitarbeiter weiter zu geben ist eine wesentliche Aufgabe einer jeden Führungskraft. Das Instrument, um Erwartungen zu äußern, ist Kommunikation – ganz konkret Feedback an den Mitarbeiter.
Folgende Fragen können Ihnen beim Nachdenken helfen:
- Was erwarte ich von meinem Mitarbeiter – fachlich und auch im Umgang mit Kollegen, Führungskräften, inhaltlichen Themen, in Bezug auf ihre Einstellung?
- Welche Infos brauche ich von meinem Mitarbeiter? Wie häufig und in welcher Art?
- Was ist mir bei der Kommunikation untereinander wichtig?
Wie Sie das praktisch umsetzen? Hier ein paar Einstiegshilfen:
- Ich bitte Dich…
- Mir ist hierbei wichtig, dass…
- Ich brauche von Dir…
- Ich erwarte von Dir…
- Ich bestehe auf…
Lassen Sie Ihren Mitarbeiter bitte nicht im Regen stehen und sagen Sie, was Sie vom Mitarbeiter erwarten bzw. was Sie als Führungskraft brauchen (Gerade hierbei geht es um die Beantwortung der Frage: Was sind meine Bedürfnisse?). Feedback ist das Frühstück der Champions heißt eine alte Managerweisheit Nur so kann der Mitarbeiter auch einen guten Job machen.
Und dann noch ein kleiner Tipp: In der heutigen Zeit sollte es mehr als normal sein, dass auch der Mitarbeiter seine Erwartungen an die Führungskraft äußert. Diese Pflänzchen der Offenheit, des Vertrauens, und der Ehrlichkeit sollten Sie gut pflegen.
Viel Erfolg beim Umsetzen!