Welche Möglichkeiten habe ich, meine Mitarbeitenden in Zeiten wie diesen zu führen? Beschäftigt Sie diese Frage nicht auch? Was ist derzeit überhaupt wichtig in meiner Führungsarbeit? Im vorangegangenen Artikel zur Selbstführung haben Sie schon einige Antworten erhalten. Heute fokussieren wir uns auf das, um was es bei Führung hauptsächlich geht – die Menschen.
Bereits Aristoteles hat den Menschen als ein „zoon politikon“, zu Deutsch als ein soziales Wesen, bezeichnet. Damit hat er in philosophischer Sprache ein wichtiges Merkmal des Menschseins zusammengefasst. Darauf basierend können wir Grundlegendes festhalten. Der Mensch braucht andere Menschen.
Gerade in Zeiten von Social Distancing müssen wir uns klar werden, dass soziale Distanz nicht nur die Distanz zu anderen Menschen ist, sondern auch die Distanz von der Grundstruktur des Menschseins. Social Distancing führt zwangsläufig zu emotionaler Distanz. Für uns in der Führungsarbeit heißt es daher, eine emotionale Balance herzustellen.
Hieraus entsteht eine Grundforderung an alle, die andere führen dürfen: stellen Sie Ihre Mitarbeitenden – Ihr Team – in den Mittelpunkt.
Die aktuelle Krise betrifft alle. Nicht nur Unternehmen müssen um ihre Existenz fürchten. Auch viele Menschen sehen in eine ungewisse Zukunft. Jetzt sind Ihre Leadership-Skills gefragt. Nun bedarf es Klarheit in Kommunikation und Handeln. Führen Sie jedoch nicht mit eiserner Faust und autokratisch, sondern partizipativ und mittels Begegnungen auf Augenhöhe. Schaffen Sie ein Wir-Gefühl und versuchen Sie, die Krise als starkes Team gemeinsam zu meistern.
Nicht so sehr die Technik, sondern die Entwicklung sozialer Verhaltensformen, also unser Umgang miteinander und im Team, ist entscheidend. Technik bietet uns derzeit viele Möglichkeiten und Erleichterung. Aber die human-soziale Intelligenz wird uns helfen und Probleme lösen. Gerade in produzierenden Unternehmen gestaltet sich ein Führen aus dem Home-Office als schwierig. Ich habe aus verschiedenen Betrieben Rückmeldungen erhalten, dass sich viele Mitarbeitende derzeit „alleine im Feuer“ fühlen. Daher meine Empfehlung an Sie als Führungskraft: Treten Sie regelmäßig in Kontakt und seien Sie präsent, natürlich immer unter Wahrung des empfohlenen Abstands zu Ihren Mitarbeitenden.
Wenn Technologie mehr als Unterstützer, Begleiter und Werkzeug gesehen wird und weniger als Allheilmittel, so lassen Sie uns bitte die Aufmerksamkeiten wieder mehr auf diese humanen Fragen richten:
- Wer sind wir als Team? Was macht uns als Team aus?
- Was brauchen wir für ein gutes Miteinander?
- Wie geht es mir in der aktuellen Situation?
- Wo brauche ich als Führungskraft und Individuum Hilfe?
- Woraus ziehen wir derzeit unsere Motivation?
Zum Schluss noch eine Ressourcenübung für Ihr Team:
Lassen Sie das Team – gerne auch erst mal jeden für sich und dann gemeinsam – reflektieren:
- Welche schwierigen Situationen haben wir in der Vergangenheit als Team gemeistert?
- Was waren die Gemeinsamkeiten aus bisher erlebten Krisen?
- Wie haben wir bereits Krisen gemeinsam gelöst?
- Was lernen wir daraus?
- Was davon können wir auf die aktuelle Situation übertragen und wie umsetzen?
Diese Übung ist ein Motivations-Booster für Ihr Team. Sie schafft Ressourcen und Vertrauen in die eigene Lösungsfähigkeit.