5-Tage-Programm „Trainieren Sie Ihre Führungskompetenzen“

Heute möchte ich Ihnen ein leicht umsetzbares 5-Tage-Programm an die Hand geben, um Ihre Soft Skills, die sozialen Kompetenzen in der Führungsarbeit, zu trainieren. Ein regelmäßiges Training bewirkt, dass Sie in Ihrer täglichen Führungsarbeit irgendwann ganz automatisch diese Kompetenzen einsetzen. Belohnt werden Sie für Ihre konsequente Arbeit an sich selbst mit zufriedenen Mitarbeitenden und einem besseren Miteinander. Probieren Sie es einfach aus!

Übung macht den Meister: Trainieren Sie Ihre Führungskompetenzen – jeden Tag
Mit zunehmendem Wandel der Arbeitswelt hin zu mehr Projektarbeit, interdisziplinären, agilen oder sogar virtuellen Teams und mehr Eigenverantwortung bei jedem Einzelnen wird die Bedeutung der sozialen Kompetenzen weiter steigen. Das Schöne ist, diese Kompetenzen lassen sich trainieren. Nicht von heute auf morgen oder in einem Wochenendseminar, sondern durch Bewusstsein, Achtsamkeit und Aufmerksamkeit, Beobachtung und Selbstreflexion.

Vielleicht kennen Sie das Modell der Kompetenzstufenentwicklung? Es ist ein Modell aus der Entwicklungspsychologie und beschreibt die Entwicklung vom inkompetenten zum kompetenten Individuum. In den 1970er Jahren wurde es von Noel Burch, einem Mitarbeiter von Gordon Training International, entwickelt.

Nach dem Modell gibt es folgende vier Stufen der Kompetenz

  1. Unbewusste Inkompetenz – Ich weiß nicht, dass ich nichts weiß
  2. Bewusste Inkompetenz – Ich bin mir bewusst, dass mir Wissen fehlt
  3. Bewusste Kompetenz – Ich habe neues Wissen, kann es jedoch noch nicht richtig anwenden
  4. Unbewusste Kompetenz – Ich denke über meine Kompetenz nicht mehr nach. Ich erledige die Dinge automatisch. Bsp. Autofahren – Autopilot

Heute möchte ich Sie unterstützen, in die Stufe 4 zu kommen. Eine Möglichkeit, diesen Autopiloten zu aktivieren, ist ein regelmäßiges und konsequentes Training der eigenen Führungskompetenzen. Daher erhalten Sie von mir ein 5-Tage-Programm, mit dem Sie nachhaltig Ihre Soft Skills trainieren können.

Jede Form von Training ist effektiver, wenn Sie sich fokussieren. Daher stelle ich Ihnen einen Wochenplan vor, mit dem Sie jeden Tag eine andere Kompetenz trainieren und weiterentwickeln können. Vielleicht werden Sie sich am Anfang bewusst Zeit einplanen müssen oder sich vielleicht auch zwingen. Das gehört dazu und ist der bekannte Weg aus Ihrer gewohnten Komfortzone.

Die Belohnung ist die Chance auf zufriedenere Mitarbeitende und ein besseres Miteinander.

Montag: Feedback
Eine alte Managerweisheit lautet: Feedback ist das Frühstück der Champions. Seien Sie heute ein Champion und geben Sie Ihren Mitarbeitenden Feedback. Informieren Sie sie über Wichtiges, sprechen Sie mit ihnen, besuchen Sie sie in ihrem Bereich, halten Sie Small-Talk. Fragen Sie ehrlich wie es geht und geben Sie über Arbeit, Leistung und Verhalten Rückmeldung. Nein, dafür benötigt es kein Mitarbeiterjahresgespräch. Feedback ist etwas, das permanent erfolgen kann und ja, sogar muss. Denn wenn Sie mit Mitarbeitenden sprechen, werden viele sagen, die Kommunikation zur Führungskraft könnte besser werden.

Loben Sie was das Zeug hält. Aber Vorsicht, bitte nur das, was es auch zu loben gilt. Viele Führungskräfte sind der Meinung, dass sie loben sollen, wenn der Mitarbeitende das tut, was er tun soll bzw. wenn er seine Ziele erreicht. Ein wirklich wirksames Lob ist jedoch etwas Besonderes und das gibt es eben auch nur für besondere Leistungen. Beispielsweise wenn ein Mitarbeitender mehr macht als erforderlich, er etwas unerwartet Positives macht, wenn er einen Schritt mehr tut als erwartet. Und bitte loben Sie richtig. Ich nenne es das „60 Sekunden-Lob“: Konkret, zeitnah, persönlich, unerwartet und ehrlich.

Wenn Sie die Arbeit eines Mitarbeitenden bestätigen oder sich bedanken wollen, dann reichen ein „Gut gemacht“ oder ein „Danke, das hat mir sehr geholfen“ vollkommen.

Das Gegenstück zum Lob ist die Kritik. Sie ist wichtig für die Mitarbeitenden, um sich weiter zu entwickeln. Wichtig ist, dass die Kritik konstruktiv ist. Sie wollen ja eine Verhaltensänderung bei den Mitarbeitenden erreichen und dafür müssen sie einsichtig sein. Dies erreichen Sie nur, wenn Sie mit einer entsprechenden konstruktiven Haltung kritisieren. Kritik ist ein Dialog! Sprechen Sie Dinge konkret an und seien Sie trotz allem wertschätzend den Mitarbeitenden gegenüber. Denken Sie auch daran, dass Kritik sehr individuell ist und es keine Kritikform gibt, die sich für alle Mitarbeitenden anwenden lässt.

Dienstag: Aktives Zuhören
Hören Sie heute genau hin, was Ihre Mitarbeitenden zu sagen haben. Konzentrieren Sie sich darauf, im Gespräch bewusst alles aufzunehmen, was sie sagen. Drücken Sie während dieser Zeit die Pause-Taste für Ihren eigenen Film, für Lösungen, die sich in Ihrem Kopf abspielen. Haben Sie echtes Interesse (natürlich nur, wenn es Sie wirklich interessiert). Nehmen Sie so viele Informationen wie möglich von Ihrem Gegenüber wahr. Achten Sie dabei nicht nur auf die Sachinhalte, sondern auch auf Emotionen, Körpersprache, Mimik und Gestik.

Vielleicht gelingt Ihnen ja auch die Königsdisziplin empathisches Zuhören? Empathie verwechseln viele mit Mitleid. Doch Mitleid und Mitgefühl sind ein Unterschied. Setzen Sie die Brille Ihres Gegenübers auf und versuchen Sie, durch dessen Perspektive auf das im Raum stehende Thema zu sehen. Lernen Sie die Menschen in Ihrer Umgebung mit ihren Werten und Sichtweisen bewusst kennen: Was ist ihnen wichtig und warum? Wie fühlen sich Ihre Mitarbeitenden? Wie nehmen sich die Mitarbeitenden selbst wahr und wie nehmen Sie sie wahr? Was brauchen Ihre Mitarbeitenden von Ihnen, um einen guten Job zu machen?

Mittwoch: Konzentration auf Stärken
Viele Ansätze aus der Erfolgspsychologie oder Erkenntnisse der Hirnforschung bestätigen immer wieder wie wichtig es ist, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren und diese zu fördern statt an den Schwächen zu arbeiten. Das Gleiche gilt für Ihre Mitarbeitenden. Die besten Ergebnisse erzielen Sie, wenn Sie aus vorhandenen Stärken des Mitarbeitenden das Beste machen, wenn Sie seine Stärken für die Zielerreichung nutzen. Machen Sie Schwächen so gut es geht bedeutungslos und setzen Sie die Menschen dort ein, wo ihre Schwächen keine Rolle spielen.

Denken Sie jetzt „das geht in meinem Bereich nicht, mein Mitarbeitender hat keine Stärken oder ist nicht interessiert an etwas Anderem“? Ja, diese Mitarbeitenden gibt es in allen Unternehmen und sie wird es immer geben. Nach dem Pareto Prinzip sind das in den meisten Fällen nicht mehr als 20 Prozent. Nun gilt es, die Aufgaben der Mitarbeitenden anzuschauen und zu beurteilen, wie sie erledigt wurden. Dies ist ein erster Ansatz, um herauszufinden, wo Stärken liegen können.

Los geht‘s: Verändern Sie heute bewusst den Fokus, schauen Sie sich in Ihrem Team um und fragen Sie sich:

Was kann mein Mitarbeitender besser als andere?
Wie kann ich durch die Stärke meines Mitarbeitenden einen Nutzen für den Kunden schaffen?

Wenn es Ihnen schwerfällt, die Stärke selbst herauszufinden, dann können diese Fragen an den Mitarbeitenden helfen.

Leitfragen:

  1. Welche Aufgaben haben Ihnen in der letzten Woche viel Freude bereitet?
  2. Auf welche Aufgaben freuen Sie sich in der kommenden Woche?
  3. Wenn Sie Ihre Arbeit frei wählen dürften, was würden Sie dann bei uns in der Firma tun?
  4. Bei welchen Aufgaben fragen Sie die Kollegen um Rat?

Donnerstag: Wertschätzung
Schon wieder? Ich habe doch erst am Dienstag gelobt.
Nein, heute sollen Sie nicht schon wieder loben. Das wäre nicht authentisch. Lob ist eine Form der Anerkennung. Und Wertschätzung ist zu sehen, was der Mitarbeitende als Mensch wert ist! Kuschelkurs, Weichspülerei, immer nett sein, es allen recht machen – vielleicht denken Sie das jetzt. Nein. Wertschätzung ist eine Haltung und aus meiner Sicht ein Werkzeug für die Praxis. Hier ein paar Beispiele wie Sie heute wertschätzen können:

Sehen was gut funktioniert, den Mitarbeitenden am Arbeitsplatz besuchen, Informationen geben, Bitte und Danke sagen, private Belange berücksichtigen, Fragen stellen, sich interessieren, Meinungen zulassen, Meinungen einholen, um Rat fragen, Augenhöhe zeigen, in die Augen schauen, anlächeln, Gespräche führen, den Mitarbeitenden fördern, aufmerksam sein, dem Mitarbeitenden etwas zutrauen, gemeinsam Probleme lösen, Freiraum geben, Erfolge teilen, einfühlen, den Mitarbeitenden ernst nehmen, einsichtig sein, Chancen geben, den Anderen wahrnehmen.

Genug? Sie werden sicher eine passende Form der Wertschätzung für heute finden. Viel Spaß damit.

Freitag: Reflexion
Reflexion ist eine der wichtigsten Fähigkeiten der Persönlichkeitsentwicklung. Reflektieren Sie Ihre Erfahrungen der vergangenen Woche. Welche Erfolge haben Sie erreicht (auch kleine bitte)? Was hat gut funktioniert und wobei haben Sie sich wohl gefühlt? Was ist Ihnen schwergefallen und woran glauben Sie lag dies? Wie war der Dialog zum Team? Welche Stimmung ist im Team? Was haben Ihre Mitarbeitenden Gutes geleistet? Wie waren die Feedbacks auf Ihr Feedback? Wie wohl haben Sie sich in Ihrer Führungsrolle gefühlt? Welche Konflikte gab es? Warum? Wie haben Sie diese gelöst? Welche positiven Gedanken können Sie mit in die neue Woche nehmen?

Wenn es Ihnen hilft, können Sie Ihre Gedanken in zwei Aspekte trennen: Zum einen das Verhalten mit Ihnen selbst und dann das Verhalten mit den Mitarbeitenden.

Viel Spaß damit! Schreiben Sie mir gerne, welche Erfahrungen Sie gemacht haben.

PS: Tragen Sie sich diesen Rhythmus z. B. in Ihrem Kalender als Serientermin ein. Verschiedene Ergebnisse aus der Lernforschung oder der Persönlichkeitsentwicklung haben gezeigt, dass wir nach 30 Tagen einen Rhythmus haben, in dem wir neu Erlerntes fast automatisch erledigen.