5 Fragen an Andrea Ballschuh

1. Welche Vorteile bieten Videos in der Business-Kommunikation?
Gerade in Krisenzeiten kann die Führungsetage mit Videos massiv dazu beitragen, die Motivation bei den Mitarbeitenden oben zu halten. Da aktuell keine Meetings abgehalten werden können, können Führungskräfte beispielsweise zum Ende der Woche einen kurzen Rückblick machen und noch mal motivierende Worte an das Team richten. Das schafft eine andere Bindung. Wichtig ist, dass Sie in den Videos nicht einfach nur Zahlen und Fakten kommunizieren. Hier ist Emotion das A und O. Aufgabe der Führungskräfte ist es, in dem Video verbal aufzufangen, was einem Mitarbeitenden durch den Kopf geht, was ihn beschäftigt. Das Video muss das Herz der Angestellten erreichen.

Grundsätzlich sind Videos in der Business-Kommunikation die beste Möglichkeit, sich von seinen Mitbewerbern abzuheben. Wenn alle ein tolles Angebot haben, entscheidet schlussendlich die Persönlichkeit. Es geht bei der Kaufentscheidung nicht um den Preis und es geht auch nicht um den Inhalt. Menschen buchen Sie, weil sie in Ihrer Energie sein möchten. Und diese Energie lässt sich nur in einer persönlichen Begegnung oder in einem Video spüren. Ein Video lügt nicht. Beim Anschauen haben Sie sofort ein Gefühl, ob Ihnen jemand sympathisch ist oder nicht.

 

2. Wie schaffe ich es, meine Sorge abzulegen, dass andere mein Video blöd finden könnten, bzw. wie finde ich zu mehr Selbstsicherheit vor der Kamera?
Durch Fantasie lassen sich Sorgen gut aushebeln. Wenn Sie vor der Kamera stehen, stellen Sie sich nicht das gesamte Team vor, sondern nur eine einzelne Person: ihren persönlichen Mitarbeitenden. Kreieren Sie gedanklich den Mitarbeitenden so, dass er die typischen Eigenschaften Ihres gesamten Teams vereint – mit allen Sorgen und Ängsten, Träumen und Wünschen. Sie sprechen dann nur mit dieser einen Person. Helfen kann Ihnen dabei auch, wenn Sie sich ein Bild Ihres persönlichen Mitarbeitenden neben die Kamera hängen. Denn an ihn wenden sie sich in Ihrer Video-Botschaft.

Achten Sie auch auf die Sprache, in der Sie sich an Ihr Publikum wenden. Viele Führungskräfte bereiten ihre Reden schriftlich vor. Meist hört man diesen Reden die Schriftsprache an: Das Gesprochene wirkt distanziert. Daher meine Empfehlung, immer in Sprechsprache zu erzählen, so als ob der Mitarbeitende bei Ihnen im Büro sitzen würde. Die gesprochene Sprache sollte aus kurzen, einfachen Hauptsätzen bestehen und so herzlich wie möglich und so menschlich wie möglich sein. Vermeiden Sie die Verwendung von Fremdwörtern, um Eloquenz zu vermitteln. Dafür sind Videobotschaften nicht der richtige Rahmen.

Denken Sie bei Videoaufnahmen nicht darüber nach, was Ihre Hände machen. Lassen Sie sie einfach reden. Sobald Sie ihre Hände bewusst stillhalten, wirkt die Situation steif.
Auf den Punkt gebracht: Wenden Sie sich in Videos in Sprechsprache an eine einzige Person, lassen Sie Ihre Hände sprechen und lächeln Sie.

 

3. Wie bringe ich mich vor wichtigen Videobotschaften in eine positive Stimmung?
Wenn Sie zuhause Videos aufnehmen, einfach die Lieblingsmusik anmachen und mittanzen. Wenn das Video im Büro gedreht wird, dann gibt es einen einfachen Trick, der bei mir immer funktioniert. Ein Regisseur des MDR sagte zu mir immer folgenden Spruch: „Kamera läuft! Ton läuft! Freude ins Herz!“ Mit dieser Ansage fangen Sie das Video direkt mit einem Lächeln an. Negative Gedanken können Sie so für einen Moment wegschieben.

 

4. Haben Sie hilfreiche Tipps für eine authentische Körpersprache vor der Kamera?
Am authentischsten sind wir, wenn wir stehen. Dann haben wir die meiste Präsenz. Stellen Sie sich so hin, dass man Sie bis zum Bauch sieht. Denn dann sieht man auch Ihre Hände reden. Wenn Sie ein Video auf dem Stuhl sitzend aufnehmen möchten, dann setzen Sie sich auf das vordere Drittel des Stuhls, so dass der Oberkörper frei und beweglich ist. Stützen Sie sich dabei nicht auf dem Tisch auf, denn dann wird alles steif und die Schultern gehen nach oben. Denken Sie immer dran: Alles in einem Video spricht mit der Person.

 

5. Haben Sie 2-3 hilfreiche Tipps für die täglichen Videokonferenzen, die mittlerweile Teil des Arbeitens geworden sind? Auf was sollte man achten? Was lässt sich einfach optimieren?

Wichtig ist, dass die Kamera auf Augenhöhe ist. Jeder kennt die Bilder, bei denen wir unserem Gegenüber in die Nasenlöcher schauen oder nur den Kopf und viel Zimmerdecke sehen. Das ist meist bei Laptops der Fall. Hier gibt es einfache Laptopständer, die die Kamera auf Augenhöhe bringen. Mehr braucht es nicht. Wenn Sie mit dem Smartphone an einer Videokonferenz teilnehmen, verwenden Sie ein Stativ. Für die Aufnahme im Home-Office suchen Sie sich eine neutrale, aufgeräumte Ecke in der Wohnung. Diese sollte nicht zu privat aussehen. Sie können auch Stoffe kaufen und diese zwischen zwei Stative spannen, um einen Hintergrund zu generieren.
Auch ein guter Ton ist wichtig. Damit es weniger hallt, empfehle ich statt des integrierten Laptop-Mikrofons lieber ein externes Mikrofon oder auch Kopfhörer des Smartphones.

 

Über Andrea Ballschuh
Seit über 25 Jahren steht Andrea Ballschuh als Moderatorin vor der Fernsehkamera. Bekannt ist sie aus Sendungen im ZDF wie Drehscheibe, Hallo Deutschland, Volle Kanne oder Hallo Hessen im HR-Fernsehen. Sie ist Autorin, leidenschaftliche Radiomoderatorin und Videocoach. In dieser Rolle unterstützt sich Menschen dabei, mit Leichtigkeit Videos zu machen. Näheres unter https://andrea-ballschuh.de